Zeit an sich, Zeit für mich, Zeit durch uns

Wie genial ist eigentlich der Mensch?

Es ist sehr bedeutsam und gleichsam komplex, das Verhältnis von Bewusstsein (Was ist das?), Wahrnehmung (Ist ihr zu trauen?) und physischer Außenwelt (Was existiert wirklich?) zu erörtern. Bei all den spannenden Entwicklungen zu philosophischen, neurobiologischen und physikalischen Konzeptionen und Modellen fällt auf: der Mensch ist ein erstaunliches Wesen. Denn selbst wenn die Forschung die ein oder andere Grundüberzeugung davon, wie die Welt funktioniert, bis heute immer wieder auf den Kopf stellen konnte, schafft es der Mensch dennoch, sich in der Welt zu bewegen und durch diese Unsicherheiten zu navigieren. Es ist fast so, als ob in ihm ein Geheimnis schlummert, eine Erkenntnis, die er nicht bewusst zugreiflich haben muss, die ihn jedoch befähigt, eine komplexe Form von Leben zu leben. Eine dieser Unsicherheiten ist, wie Zeit funktioniert.

Mit der Rezeption von Überlegungen des Denkers Carlo Rovelli einerseits möchte ich die Physis der Zeit, die „Zeit an sich“, beleuchten und mit denen Armin Nassehis andererseits das Spielfeld für eine systemtheoretisch angelegte „Zeit für mich“ eruieren. Darauf aufbauend möchte ich Gedanken zu einer möglichen Konzeption einer intersubjektiven Zeit, einer „Zeit durch uns“, darlegen.

Eigene Bildaufnahme einer digitalen Informationstafel der Wiener Linien, die den Text “Derzeit keine Echtzeitinfo“ anzeigt. Im Hintergrund ist eine Fassade mit der Aufschrift “Handelsakademie“ sowie nebenan typische Altbaufenster zu erkennen.

Eigene Bildaufnahme einer digitalen Informationstafel der Wiener Linien, die den Text “Derzeit keine Echtzeitinfo“ anzeigt. Im Hintergrund ist eine Fassade mit der Aufschrift “Handelsakademie“ sowie nebenan typische Altbaufenster zu erkennen.

„Leben wir in der Zeit oder lebt die Zeit in uns?“ [1]

Zeit an sich

Rovelli dekonstruiert in seinem Werk L’ordine del tempo zu Beginn übliche, alltägliche bzw. lehrbuchtreue Überzeugungen – das „klassische Bild“ – von Eigenschaften und Funktionsweise der Zeit. Rovelli (geb. 1956) ist Theoretischer Physiker, seit 2000 Professor an der Universität Marseille, als populärwissenschaftlicher Autor erfolgreich und entwickelte bis Ende der 1980er Jahre mit seinen Arbeiten die Theorie der Schleifenquantengravitation mit, die als Alternative zur Stringtheorie gilt. Seine Zeit-Dekonstruktion vollzieht er anschaulich, indem er die wesentlichen historischen Entwicklungen aufzeigt und nahbare Analogien, Metaphern sowie Darstellungen zur Erklärung heranzieht. Er entzieht der Grundlagenphysik die Variable Zeit, fast schon wie ein kartesianisch Zweifelnder geht er zurück auf nahe Null.

[1] Rovelli, Die Ordnung der Zeit, 10

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Von Natur aus künstlich?

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